Ängste in Krisenzeiten

Ängste in Krisenzeiten

Ängste in Krisenzeiten

Ängste in Krisenzeiten

Menschen reagieren auf ihre Umwelt in der Regel emotional. Wichtig dabei ist, den Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen zu verstehen. Häufig nehmen wir etwas wahr und verarbeiten diese Wahrnehmung emotional. Unmittelbar und direkt fällt unsere Reaktion aus.

Der eine läuft davon, der andere versteckt sich, wieder ein anderer geht in Kampfposition. Durch eine emotionale Reaktion entsteht eine Aktion.

Strategien aus den ersten Lebensjahren

Oft eine Strategie, die wir uns schon als Kinder angeeignet haben und die sich zu einem regelmäßigen Verhaltensmuster als Erwachsener verfestigt hat. In solchen Augenblicken ist für das Gefühl Angst wenig Zeit.

Gefühle sind eine Form mit unserer Wahrnehmung umzugehen. Dabei unterstützen uns die Gefühle, unsere Emotionen zu differenzieren, zu verorten und ihnen Name, Adresse und Hausnummer zuzuordnen.

Muster und Verarbeitungsmechanismen

Sie dienen uns als Verarbeitungsmechanismus. Sie decken Widersprüchlichkeiten auf und eine kreative Form uns selbst zu organisieren.

Konkret formuliert geben uns unsere Gefühle Informationen über unsere vor langer Zeit eingespurten Strategien und Verhaltensmuster. In Beziehung zu mir selbst, den anderen und der Umwelt.

Wir machen uns Gefühle

Das hat zur Konsequenz, dass Gefühle in aller Regel selbst erzeugt und hergestellt werden. Noch etwas genauer hingeschaut, haben Gefühle offensichtlich ein eigenes Gedächtnis. Letztlich unter Stress erscheinen Gefühle auch nicht kognitiv steuerbar und erwecken den Eindruck wir ihnen ausgeliefert sind.

Jeder von uns eignet sich bestimmte Mechanismen und Muster an, aus welchem Anlass und mit welchen Folgen er seine Ängste wachruft. Angst informiert uns nicht über die äußeren Gefahren, sondern darüber, was wir gelernt haben für gefährlich zu halten.

Ängste reflektieren und überprüfen

Aus diesem Grund erscheint es mir sinnvoll seine Ängste zu überprüfen und zu reflektieren. Wenn es stimmt, dass Ängste mich über meine Verhaltensmuster aus meiner Vergangenheit informieren, dann erscheint jedes Verhalten von meiner Seite, meine Vergangenheit neu in der aktuellen Situation zu aktivieren.

 

  • Als Kind habe ich gelernt bei Angst mich zurück zu ziehen also wird die Konsequenz heute sein, ich gehe im Extremfall in die Isolation.

 

  • Als Kind habe ich gelernt mit meiner Angst, allein zu recht zukommen, also werde ich heute niemanden um Unterstützung oder Schutz bitten.

 

  • Als Kind habe ich gelernt, dass Angst mich abhängig macht, darum verfalle ich in den Mechanismus alles alleine hinzubekommen und keine Menschenseele zu brauchen.

 

  • Als Kind habe ich gelernt, dass ich mich für meine Angst schämen muss, weil andere mich ausgelacht haben, darum bringe ich heute mehr als die geforderte Leistung und arbeite bis zum Umfallen.

 

  • Als Kind habe ich gelernt, dass man Ängste nicht beruhigen kann, darum lasse ich mich heute von diesen Gefühlen überschwemmen.

 

Ich denke, es wird deutlich, dass Ängste ein Verarbeitungsmechanismus aufgrund von frühen Erfahrungen und Mustern im Umgang mit ihnen sind.

Sich-selbst-erfüllende-Prophezeiung

Damit schreiben Ängste emotional letztlich auch eine erwartete Zukunft fest. Wir sind uns sicher, es wird genau so und so ausgehen. Unveränderbar. Das hat zur Folge, dass wir die aktuelle Situation nicht angemessen und real im Blick behalten, sondern eben mit den alten Mustern auf die neue Situation reagieren. Der bekannte Effekt der sich-selbst-erfüllenden-Prophezeiung tritt ein.

Kontrolle im Außen

Ein typisches Verhaltensmuster bei Ängsten ist auch, eine Form von Agitation. Wenn unbearbeitete Ängste auftreten führt das in der Regel zu Aktionismus. Man ist der Überzeugung durch Handlungen im Außen Kontrolle über die Gefühle im Innen zu erhalten.

Die Realität ist allerdings, dass wenn ich Ängste über Kontrolle bearbeite, diese damit paradoxerweise lebendig und am Leben erhalte.

Auseinandersetzung im Innen

Ängste benötigen aus meiner Sicht eine Auseinandersetzung im Innen. Ängste dürfen nicht abgewertet, kleingemacht oder sogar weggemacht werden. Hilfreich kann vielmehr sein, mich in eine Art Beobachterposition zu bringen, die mich erstmal von meinen vermeintlichen Ängsten distanziert.

Aus dieser Position heraus, kann ich mir die Frage stellen, was benötigt dieser Teil von mir wirklich an Zuwendung und Unterstützung.

Was will mir dieser Teil über die aktuelle Situation sagen.

Aus dieser Position heraus, kann ich mir auch die Frage stellen, wo liegt der Ursprung genau dieser Angst und welches Verhalten habe ich damals als Kind erlernt.

Was davon macht heute noch Sinn?

Wenn ich die Beobachterposition halten kann, ist ein weiter Schritt, in einen inneren Dialog mit meinen Ängsten zu treten. Statt sie in Schach und unter Kontrolle zu halten mit ihnen in ein Gespräch treten.

Dialog schafft Optionen

Über diesen Dialog entsteht die Option sich eine neue Form des Umgangs im Hier und Jetzt anzueignen. Ein neues Reaktionsmuster oder eine andere Handlungsweise.

Professionelle Beratung

Sollte dies alles keine erwünschte Veränderung bringen, wäre es an der Zeit, sich professionelle Unterstützung zu holen und alte Ängste und ihre Verhaltensmuster, intensiver mit einer anderen Person anzuschauen und durchzuarbeiten.

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